Auf die Haltung kommt es an - oder doch nicht?


Posing oder Training?

Wer kennt ihn nicht: Arnold Schwarzenegger, einer der erfolgreichsten Bodybuilder weltweit. Die meisten von uns werden sicherlich die Posen von ihm kennen, wenn er vor der Kamera abgelichtet wurde. 
Was glaubt ihr wird passieren, wenn ihr euch nun auch 3 Jahre lang täglich vor den Spiegel stellt und diese Posen nachmacht? Werdet ihr ähnliche Erfolge haben wie Schwarzenegger? Eher nicht. Jeder weiß, dass ein Körpertraining jahrelanges Training bedeutet und man irgendwann eine Form hat, mit der man auch mal "posen" kann.
Dieses verzweifelte "Posing-Bild" habe ich nun immer im Kopf, wenn ich so manche Reiter und Pferde sehe. Da wird versucht, ein Pferd in eine Haltung zu bringen, wie es nur Pferde einnehmen können, die ein jahrelanges intensives Training hinter sich haben- und genauso wenig wie man dadurch zu Schwarzenegger wird, werden die Pferde ihren Körper trainieren können. Die Frage ist also: Posing oder Training? Was machst Du? Training ist ein komplexer Vorgang, der sich über viele Jahre erstreckt, der Wissen benötigt über Muskelfunktionen, Biomechanik, Regenerations- und Pausenzeiten und nicht zuletzt auch noch ein gutes Gefühl und Körperkoordination vom Reiter verlangt.

Sind Hilfsmittel sinnvoll?

Verräterisch werden an dieser Stelle diese ganzen Hilfsmittel, mit denen man das Pferd in Form pressen möchte, angefangen mit Ausbildern, Hilfszügeln, komischen Seilkonstruktionen, die das ganze Pferd wie eine Marionette in Form bringen sollen, mal abgesehen von anderen klopfenden Konstruktionen, die man so ans Pferd schnallen kann. Selbstverständlich kann man mit Hilfsmitteln dem Pferd beibringen, neue Bewegungsmuster zu finden. Dazu muss man aber erkennen, ob das Pferd diese Bewegungsmuster auch findet oder ob es sich kompensatorisch aus einer Haltung herausstiehlt und so in anderen Körperregionen eine Fehlbelastung entsteht. 

Mit Schmerzen arbeiten müssen

Nicht selten entstehen falsche Haltungen aus einem Schmerzreiz heraus- das Pferd vermeidet die Bewegungen, die es weiter schmerzen oder schädigen würden. Dies geschieht rein reflektorisch ohne Beteiligung des Hirns, es ist keine bewusste Entscheidung. Das Pferd nimmt in diesem Zustand den Schmerz nicht einmal wahr, nur der Körper, der als Antwort darauf eine etwas andere Laufweise entwickelt. Hilfskonstruktionen jedoch können Pferde sogar dazu bringen, die Bewegungen trotzdem auszuführen, man trainiert sie also in den Schmerz hinein, der nicht mehr durch das "falsche" Laufen  vermieden werden können. Widersetzlichkeiten sind die Antwort, welches dann meist durch noch mehr Konstruktionen am Pferd beantwortet wird. Dies alles nur, um in Posing-Manier sein Pferd durch die Halle zu treiben, in der Hoffnung, dass man so den Körper kräftigen könnte.

Mit nachdenklichen Grüßen:
T. B.



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